Eine kleine Urasprungsgeschichte
Die Rebsorte Blaufränkisch ist eine mitteleuropäische Sorte, deren Hauptanbaugebiete Österreich (Blaufränkisch), Ungarn (Kékfrankos) und Deutschland (Lemberger) sind.
Im frühen Mittelalter war es üblich, die Traubensorten in „fränkisch“ (von den Franken stammend) und „wälsch“ einzuteilen. Die Vermutung, dass die Sorte aus Franken stammt, wäre naheliegend, jedoch ist die Rebsorte dort nicht verbreitet. Außerdem wird sie in Deutschland als Lemberger bezeichnet.
Weiters wird auch ein Ursprung in Frankreich (fränkisch) vermutet. Dies ist auf die Zeit von Kaiser Karl dem Großen zurückzuführen, der die edlen französischen Rebsorten aus „fränkisch“ und die unedlen als „hunnisch“ bezeichnete.
Gegen Ende des 10. Jahrhunderts wurde der Blaufränkische nach Österreich gebracht und von dort aus verbreitete er sich nach Deutschland, in den Osten und Südosten (Ungarn, Kroatien, Slowenien).
Bedeutung der Rebsorte in Österreich und Ungarn
In Österreich ist Blaufränkisch die zweit wichtigste Rotweinsorte mit einem Anteil von zirka 6,5 Prozent an der Gesamtfläche. Die größten Vorkommen sind im Burgenland und Carnuntum, wo komplexe und hochkarätige Blaufränkischweine erzeugt werden.
In Ungarn wird die Sorte als Kékfrankos bezeichnet und hat ihre größte Verbreitung im Weinbaugebiet Sopron (am Südufer des Neusiedlersees), am Plattensee (Balaton) und in Villány, dem aufstrebendsten Rotweingebiet Ungarns, wo Kékfrankos oft noch als Gamay noir (nicht zu verwechseln mit der französischen Rebsorte Gamay) bezeichnet wird. Einen Siegeszug hat Kékfrankos beim Égri bikavér (Erlauer Stierblut) hinter sich, denn er hat Kadarka als Trägersorte im weltberühmten Erlauer Stierblut abgelöst.
Welche Ansprüche stellt die Sorte an ihren Standort?
Um außergewöhnliche Qualitäten beim Blaufränkisch zu erzeugen, ist, wie bei allen Rebsorten, eine Ertragsregulierung notwendig. Er zählt zu den spätreifenden Rebsorten und benötigt südexponierte, windgeschützte Lagen. Tiefgründige, lehmige Böden bilden sehr gute Vorraussetzungen für einen vielschichtigen Blaufränkischen, er kann ebenso auf Böden mit Kalkanteil hervorragende Ergebnisse erzielen.
Charakteristisch sind sein Bukett nach Sauerkirschen und dunklen Beeren, seine pikant-würzige Art, sein belebendes Säurespiel und sein kerniges Tanningerüst. Sowohl reinsortig klassisch ausgebaut, wie auch im Barriquefass gereift oder als Cuvée entstehen beeindruckende Weine.
Stilistik und Terroir im Vergleich
Anhand einer Stilistik- und Terroirvergleichsverkostung des Weingutes Weninger konnten die Unterschiede der beiden Anbauländer Österreich und Ungarn optimal festgestellt werden. Das Weingut Weninger bewirtschaftet im Burgenland, im Gebiet um Horitschon und im Südburgenland, Weingärten mit Blaufränkisch. In Ungarn gedeiht der Kékfrankos in der Weinbauregion Sopron und im Weinbaugebiet Balf mit der Einzellage Spern Steiner.
Da die Böden in den beiden Gebieten unterschiedlich sind, im Burgenland herrschen Ton und Lehm vor, wohingegen in Sopron Kalk, Schiefer und Gneis den Hauptbestandteil bilden, zeigten sich die österreichischen Blaufränkischen von ihrer fruchtigen, saftigen und charmanten Seite.
In den ungarischen Proben setze sich die Mineralität vor die Frucht, die Weine sind anfänglich verschlossener und weniger offenherzig. Die Farbgebung der ungarischen Weine war fester und intensiver, ebenso das Tanningerüst und die Säurestruktur.
Die Gemeinsamkeit der Sorte mit unterschiedlicher Herkunft war in der Paarung Blaufränkisch Alte Reben 2006 Horitschon und Kékfrankos Spern Steiner 2006 Balf sehr deutlich. Die Alten Reben zeigten ein Potpourie von dunklen, roten Beeren, feingliedrigen Tanninen und eine stützenden Säure mit druckvollem, jedoch elegantem Ausklang. Kékfrankos Spern Steiner duftete tiefgründig nach Tinte und Powidl, die Tannine waren straff, fordernd und angenehm reif, die Mineralität präsentierte sich mit einer salzig-pikanten Würze, der Wein haftet am Gaumen und hallte lange nach. Ein Beispiel von Kékfrankos mit großem Terroir-Charakter.
Es ist beeindruckend, dass Blaufränkisch auf so kurzen Distanzen so ein großes Spektrum an Geschmacksempfindungen zeigen kann, es lohnt sich diese Sorte in ihren unterschiedlichen Heimaten zu verkosten und kennen zu lernen.
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