Es soll Spaß machen! (Gerhard Schilling)
Durstig und voller Vorfreude schreiten wir durch das hohe Glasportal in Form der ikonischen Flasche – hinein in eine andere Welt: Alpin und urban, traditionell und modern, funktionell und gemütlich. Da wächst scheinbar ein Baumstamm aus dem luftigen, lichtdurchfluteten Stiegenhaus, dort leuchten bunte Klettersteine von meterhohen Holzwänden. Schnörkellose Geradlinigkeit mit unverkennbarer Liebe zum Detail – und zur Familiengeschichte: Souvenirs, Bilder und mehr entdecken wir bei unserem "Aufstieg" in luftige Höhen, rauf auf die "Hütt’n". Optisch ist der Spagat zwischen Tradition und Moderne jedenfalls durchwegs geglückt. "Zeitgemäße Umsetzung, Inszenierung ist wichtig. Aber auch zu wissen: Man muss nicht bei jedem Trend unbedingt dabei sein.", erklärt einer, der die Inhaberfamilie Klein seit nunmehr 15 Jahren auf dieser Gratwanderung Richtung Zukunft begleitet: Gerhard Schilling, seines Zeichens Geschäftsführer des österreichischen Erfolgsbetriebs – und unser heutiger Gastgeber. "Es ist auf jeden Fall eine Kernherausforderung und der große Wert, mit dem wir sorgfältig umgehen müssen: Dass wir Tradition und eine lange Historie haben, es über Generationen diese Liebe zum Produkt gibt." Nämlich jener goldgelben, herbsüßen Alpenkräuterlimo, die durstige Kehlen seit über 60 Jahren erfrischt: Almdudler!
"Die Familie produziert seit 1886 Limonade. Der Meilenstein war dann 1957, als Erwin Klein den 'Almdudler' erfunden hat.", nimmt uns Schilling mit auf klein(sch)e Zeitreise. "Der Ursprungsbetrieb war im 17. Bezirk, in der Weißgasse. Dort wurde auch die erste Flasche abgefüllt, ganz romantisch am Hochzeitstag, dem 17. Oktober!" Schon bald sollte Almdudler, im wahrsten Sinne des Wortes, in aller Munde sein: "Ihm und seiner Frau ist es gelungen, viele regionale Getränkehändler zu überzeugen, eine Lizenz zu nehmen, um in eigenem Namen, auf eigene Rechnung, nach den Vorgaben der Firma Klein zu produzieren." Das fertige Kräuterkonzentrat, "man kann sich das wie einen Sirup vorstellen", wurde dabei direkt an die Lizenznehmer geliefert. Bereits Anfang der 1960er-Jahre gab es so rund 300 lizenzierte Betriebe, ein Jahrzehnt später war die Abfüllung schließlich über ganz Österreich verteilt, die Eigenproduktion in der Weißgasse wurde eingestellt. Kleins einstiges Konzept ging auf: "Nach dem Krieg sind internationale Marken nach Österreich gekommen, vor allem Coca Cola. Die haben neue Medien, wie TV, genutzt und national geworben. Die österreichische Getränkehersteller-Landschaft war sehr kleinteilig und regional strukturiert. Erwin Klein hat sich gedacht: Wenn wir eine nationale Marke hätten, könnten wir da entsprechend dagegensetzen." Diesem Gedanken sollte schlussendlich das Jahrzehnte währende Erfolgsrezept entwachsen: "Als Herkunft und Sehnsuchtsort die Alm, das Dudeln als Wiener Bezeichnung fürs Jodeln, der Kräutergeschmack als typisch österreichisch und das Pärchen als Symbolbild für die Alpenwelt."
In der Tat lassen wir Konsumenten uns diese nostalgisch-süßen Grundzutaten noch heute gerne schmecken, doch hinterlassen sie in turbulenten Zeiten wie diesen bei so manchem wohl auch einen bitteren Nachgeschmack: "Gerade in einem Bereich wie diesem Traditionell-Trachtigen ist es ganz wichtig, eine entsprechende Abgrenzung zu finden.", nickt unser Gastgeber. "Da muss man sorgsam sein – nicht aus Berechnung, sondern aus Überzeugung. Dass man dieses ganze Trachtenthema schätzt und ernst nimmt, aber auch mit Augenzwinkern sieht und offen ist. Es soll Spaß machen!" Noch heute wird die kultige Limonade nach der ursprünglichen Rezeptur hergestellt, auch die Glasflasche blieb seit 1957 unverändert. "Das Einzige, was wir in den letzten Jahren kontinuierlich angepasst haben, ist der Zuckergehalt.", denn der Durstige von heute lebt gesundheitsbewusster – und schätzt die Abwechslung: Energydrink, Sirup… Beim Anblick des kunterbunten Flaschensortiments stellt sich die unvermeidbare Plastikfrage: "Nachhaltigkeit ist natürlich wichtig für uns, Original Almdudler ist in der Glasmehrwegflasche verfügbar. Das Thema Konsument und Handel", Gerhard Schilling lächelt milde, "kann man so als Henne-Ei-Thema bezeichnen." 1l-Glasflaschen in 12er-Kisten, Arme, die beim Tragen immer länger werden…? Ja, man erinnert sich – und ehrlicherweise ohne allzu große Nostalgie. "Letztlich ist es verfügbar und eine Option. Dem Konsumenten beides anzubieten, ist sicher sinnvoll. Nicht zu bevormunden und alles vorzugeben.
Nebst dem Naturschutz – seit über zehn Jahren setzt man sich in Kooperation mit dem österreichischen Alpenverein für den Schutz der Bergwelt ein – sei auch soziales Engagement einfach "etwas, das in der DNA der Eigentümer und des Unternehmens ist. Weltoffen, tolerant, in allen möglichen Lebensbereichen: Unterstützung von Flüchtlingsprojekten, Pride… und auch offen dazu zu stehen!" Wir drehen eine Runde auf der sonnigen Dachterrasse, genießen die grüne Aussicht – und werfen zum Abschied gemeinsam einen Blick in die Zukunft. Ja, Almdudler sei fest in Familienhand: "Das soll auf jeden Fall so bleiben. Mit der Familie wird alles abgestimmt, vor allem Thomas Klein ist ein sehr kreativer Geist, dem immer wieder witzige Dinge einfallen." Schön zu wissen, dass das flüssige Gold, das so herrlich auf der Zunge prickelt und immer ein bisschen nach Kindheit und Zuhause schmeckt, uns auch weiterhin ein treuer Begleiter bleiben wird. Einer, der wohl noch so manch Überraschung für uns bereithält…
Jö schau!
Ein Bürogebäude der besonderen Art: Sowohl außen, als auch innen ist das beeindruckende Almdudler-Haus, gelegen im schönen Grinzing, ein Blickfang. "Es war uns wichtig, dass wir einen Ort haben, wo die Marke zentral erlebbar ist und man auch internationale Partner ein bisschen in die Almdudlerwelt eintauchen lassen kann.", erklärt Gerhard Schilling. Im Zuge unseres Besuchs haben wir es uns daher nicht nehmen lassen, das hinreißende "Rundherum" fotografisch festzuhalten. Tauchen auch Sie ein in die "Almdudlerwelt":