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Gesundheit und Ernährung, ein Paar, das seit jeher zusammengehört. Wie genau die Ernährung eigentlich auszusehen habe, um wirklich gut für die Gesundheit zu sein, das ist mindestens ebenso lange die begleitende Streitfrage. Während sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten lässt, funktioniert das für Ernährungsformen offenbar umso besser. Im Zentrum der Diskussionen steht bereits seit einiger Zeit das sogenannte "Clean Eating" – aber warum ist das so?
Neuer Trend, alte Idee
In einem Satz zusammengefasst, geht es bei Clean Eating darum, nur zu unverarbeiteten Lebensmitteln zu greifen. Vom Speiseplan verschwinden daher alle Speisen, die künstliche Konservierungsstoffe, Süßstoffe, Farb- und Aromastoffe und viele andere Zusatzstoffe enthalten. Dabei handelt es sich um keine Diät, die über einen bestimmten Zeitraum eingehalten werden muss, sondern um eine dauerhafte Ernährungsform mit festen Prinzipien.
Unter dem Namen Clean Eating wurde der Trend vor etwas mehr als zehn Jahren bekannt, er geht zurück auf die Kanadierin Tosca Reno. Als Fitness-Model und Ernährungsberaterin setzte sie sich beruflich mit der Frage auseinander, wie eine zeitgemäße, gesunde Ernährungsweise aussehen könnte und brachte mit ihrem Buch "Eat-Clean Diet" (aus dem eine ganze Serie von Büchern geworden ist) eine regelrechte Ernährungsbewegung in Gang. Nicht zuletzt deswegen, weil sich schnell prominente Anhänger des "sauberen" Essens fanden, was wiederum für die notwendige mediale Aufmerksamkeit sorgte, um sich weltweit zu verbreiten.
Dass sich die Grundidee weitestgehend mit der einer Vollwerternährung deckt, also auf Altbekanntes zurückgreift, ist erst einmal zweitrangig. Was daran liegen mag, dass Clean Eating in deutlich modernerem Gewand daherkommt und ganz andere Zielgruppen einfängt.
Essen ist Lifestyle
Besonders jüngere Menschen werden von dem Trend angesprochen, weil gesunde Ernährung in eine komplette Weltanschauung verpackt. "Clean Eater" stehen damit in der Tradition, sofern man es bei vergleichsweise jungen Phänomenen überhaupt so nennen mag, der sogenannten LOHAS, die sich einem möglichst gesunden und nachhaltigen Lebensstil verschreiben. Auch diese Ideen haben durchaus ihren Einfluss auf das Clean Eating, wobei der Schwerpunkt in erster Linie auf der Ernährung und der Gesundheit liegt.
Überschneidungen hinsichtlich der Lebenseinstellung zwischen LOHAS und Clean Eatern sind kein Zufall, sie gehören meist derselben Konsumgruppe an.
Die Art und Weise, wie sich die Clean Eater ernähren, das verstärkte Gesundheitsbewusstsein, zu dem auch eine gehörige Portion Sport gehört, all das wird zum Ausdruck der eigenen Lebenseinstellung. Wie bei vielen anderen Ernährungsformen auch folgt daraus oft eine so starke Identifikation mit den Werten der eigenen Lebens- und Ernährungsphilosophie, dass sie ein bedeutendes soziales Unterscheidungsmerkmal wird – bei dem außerdem nicht selten moralische oder moralisierende Aspekte eine Rolle spielen. Ob gesundes Essen aber tatsächlich bessere Menschen hervorbringt, muss einerseits bezweifelt und soll andererseits hier gar nicht beantwortet werden.
Die Clean Eating-Regeln |
Worum es hier schließlich gehen soll, ist das "saubere" Essen an sich. Dem nähert man sich am besten über die Regeln an, die den Clean Eatern als Wegweiser zu den richtigen Lebensmitteln dienen. Davon gibt es in der Tat einige. |
Regel 1: Nur vollwertige Lebensmittel sind "clean"
Genauer gesagt, vollwertige und natürliche Lebensmittel. Was damit kategorisch aus dem Einkaufswagen verschwinden muss, wurde weiter oben bereits umrissen. Stattdessen gehören frisches Obst und Gemüse, Nüsse, Samen, fettarmes Fleisch, Fisch und Eier auf den Speiseplan. Die Nähe zur Vollwertkost ist offensichtlich, mit vegetarischer oder veganer Ernährung, die womöglich ein ähnliches Leitbild haben, hat Clean Eating hingegen zunächst nichts zu tun.
Regel 2: Erst die Zutatenliste checken
Gänzlich ohne verarbeitete Lebensmittel funktioniert selbst Clean Eating nicht, was mitunter daran liegt, dass die Zutaten in keinem anderen Zustand erhältlich sind. Umso wichtiger wird daher die Zutatenliste. Für diese gilt der Grundsatz: Enthält das betreffende Lebensmittel mehr als fünf Inhaltsstoffe oder solche, die nur schwer oder gar nicht auszusprechen sind, bleibt es besser im Supermarktregal stehen.
Nicht nur hinsichtlich der enthaltenen Nährstoffe ist ein eingehender Blick auf die Angaben auf Lebensmittelverpackungen angeraten – genauso wichtig ist die Liste der Zusatzstoffe.
Regel 3: Kein Zucker
Gemeint ist hiermit der inzwischen in vielen Lebensmitteln enthaltene Haushaltszucker, auch Clean Eater können daher durchaus noch süß essen. Allerdings braucht es dafür Alternativen – so sind beispielsweise Datteln, Apfeldicksaft, Honig oder andere natürliche Süßungsmittel erlaubt. Künstliche Süßstoffe hingegen kommen auf die Streichliste.
Regel 4: Wenig(er) Salz
Salz ist zwar ein natürlicher Geschmacksverstärker – sofern es sich nicht um chemisch raffinierte Salze handelt – und damit selbst nach den Grundsätzen des Clean Eating eigentlich unbedenklich. Worauf es allerdings ankommt, ist die richtige Dosierung. Die ist bei verarbeiteten Lebensmitteln oft zu hoch, über solche Nahrungsmittel nimmt der Körper also in relativ kurzer Zeit zu viel Salz auf. Das Problem besteht vor allem darin, dass dieser Salzüberschuss nicht gleich wieder ausgeschieden wird, vielmehr deponiert der Körper es in den Nieren und lagert zugleich Wasser ein, damit die Salzkonzentration weiterhin ausgeglichen bleibt.
Regel 5: Nur gesunde Fette
Fett wird gerne als besonders schlechter Nährstoff dargestellt, dabei braucht der Körper Fette für viele wichtige Funktionen wie den Zellaufbau oder die richtige Verarbeitung von Vitaminen. Clean Eater verzichten deshalb nicht auf Fette als solche, sondern meiden vor allem die gesättigten Varianten. Potenziell "clean" sind aber ungesättigte Fettsäuren, wie sie etwa in pflanzlichen Ölen, ungesalzenen Nüssen oder in verschiedenen Fischen enthalten sind.
Regel 6: Ausreichend trinken
Eine weitere Regel, die sich mit den Empfehlungen gängiger Ernährungsratgeber deckt. Nicht nur die Clean Eating-Gemeinde rät zu einer durchschnittlichen Flüssigkeitszufuhr von etwa zwei Litern, die vor allem über Wasser oder Kräuter- und Früchtetees – und zwar ungesüßt – gedeckt werden soll. Alkohol ist nicht grundlegend verboten, sollte aber in möglichst kleinen Mengen genossen werden.
Regel 7: Die richtige Kombination
Kohlenhydrate plus Eiweiße, so lautet verkürzt die Erfolgsformel für Mahlzeiten gemäß den Clean Eating-Vorgaben. Wenn Eiweißquellen wie Soja, Fisch, mageres Fleisch oder Hülsenfrüchte auf dem Teller landen, sollten sie dabei immer mit komplexen Kohlenhydratlieferanten begleitet werden. Geeignet sind zum Beispiel grobkörniges Vollkornbrot, Vollkornnudeln, brauner Reis oder das allseits gehypte Quinoa. Auf diese Weise bleibt der Energielevel über einen längeren Zeitraum stabil, Heißhungerattacken bleiben aus.
Clean Eating wie auf Hawaii: Dieser typische Poke Bowl vereint frisches Gemüse mit Fisch und Reis.
Regel 8: Mehr Mahlzeiten, kleinere Mahlzeiten
Ein weiterer bekannter Trick, um der Heißhungerfalle den ganzen Tag zu umgehen. Empfohlen werden drei Hauptmahlzeiten sowie zwei bis drei kleinere (hierunter sind eher Snacks zu verstehen, die auch gerne aus Trauben, Blaubeeren, Walnüssen oder ähnlichem bestehen können), die möglichst so über den Tag verteilt werden, dass zu keinem Zeitpunkt das Bedürfnis entsteht, dem Essen übermäßig zuzusprechen.
Regel 9: Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages
Eine der drei täglichen Hauptmahlzeiten sollte das Frühstück sein. Es dient in erster Linie dazu, verlorengegangene Energiereserven wieder aufzustocken, damit die Leistungsfähigkeit nicht schon morgens eine steile Abwärtskurve zeigt. Das gilt vor allem für das Gehirn. Außerdem beugt das Frühstücken eventuellem Heißhunger am Vormittag vor.
Regel 10: Saisonal und regional einkaufen
Am frischesten sind Obst und Gemüse dann, wenn sie gerade Saison haben und am besten noch aus der Region stammen. Viel näher an naturbelassene Lebensmittel kann man im Prinzip kaum kommen, es sei denn, man verfügt über die Möglichkeit, alles Lebensnotwendige als Selbstversorger bekommen zu können. Hierbei spielt außerdem der Nachhaltigkeitsgedanke eine Rolle, weil saisonale und regionale Produkte wegen des geringeren Aufwands bei Transport und Lagerung der Umwelt weniger zur Last fallen.
Die Auswahl an industriell verarbeiteten Lebensmitteln wächst und damit die Wahrscheinlichkeit, mit unerwünschten Zusatzstoffen in Kontakt zu kommen.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Das "Regelwerk" der Clean Eater zielt also auf das Kaufverhalten einerseits und das Essverhalten andererseits ab. Die einzelnen Vorgaben sind dabei nicht neu, sie lesen sich in weiten Teilen wie jede Empfehlung, die Ernährungsberater für eine ausgewogene Ernährung anraten. Lediglich der rigorose Verzicht auf Zusatzstoffe sticht heraus. Das dürfte zugleich die größte Herausforderung sein, zumindest für alle, die sich gerade auf die neue Ernährungsweise umstellen.
Voraussetzung ist nämlich, sich trotz des vergleichsweise einfachen Merksatzes zur Kontrolle der Zutatenliste bewusster mit der Zusammensetzung der verfügbaren Lebensmittel auseinanderzusetzen. Immerhin, die Zutatenliste ist für verarbeitete Nahrungsmittel Pflicht (von Milch und Zucker einmal abgesehen), sie richtig zu lesen wird dadurch aber nur bedingt einfacher. Die Palette an Zusatzstoffen, die der Lebensmittelindustrie inzwischen zur Verfügung stehen, wird lang und länger. Manches Etikett erinnert da leicht an etwas aus dem Chemielabor.
Warum ist diese Kontrolle überhaupt notwendig? Weil, das wurde bereits erwähnt, auch beim Clean Eating verarbeitete Lebensmittel durchaus üblich sind. Vollkornnudeln zum Beispiel sind eine wichtige Quelle für Kohlenhydrate, aber sie sind – wenn sie nicht aus eigener Produktion stammen – nun einmal industriell hergestelltes Produkt. Führt man sich dazu vor Augen, wie viele Zusatzstoffe laut EU-Gesetzgebung (eine immer wieder aktualisierte Datenbank der Zusatzstoffe führt die Seite zusatzstoffe-online.de) erlaubt sind, wird der skeptische Blick auf die Zutaten zumindest für Clean Eater zur Pflichtaufgabe.
Denn die Zusatzstoffe dienen den unterschiedlichsten Zwecken, in Teig- und Backwaren geht es im Allgemeinen etwa darum, den Teig zu stabilisieren, sein Volumen zu vergrößern und vieles mehr. Bei Nudeln sind es vor allem Konservierungs- und Farbstoffe, die womöglich den Rahmen des Erlaubten sprengen. Sie gehören allerdings auch zu den geläufigsten Zusatzstoffen, mit vielen anderen mag man als Verbraucher so seine Probleme bekommen, wenn es um die Einordnung geht. Anhand der Gruppen, aus denen die Mittel stammen können, lässt sich in manchen Fällen nämlich nur bedingt ein Anhaltspunkt über die tatsächliche Funktion im jeweiligen Produkt erkennen.
Die bisweilen abenteuerlich klingende Liste der Gruppen, die laut EU zur Verwendung in Lebensmitteln zulässig sind, sieht in jedem Fall so aus:
Es geht beim Verzicht auf diese ganzen Stoffe nicht nur darum, langfristige Folgen für den Körper zu vermeiden. Das ist selbstverständlich ein starkes Motiv, immerhin stehen einige der zugelassenen Zusatzstoffe im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Weswegen es wiederum strenge Kontrollen gibt, um eine Überschreitung von erlaubten Höchstmengen auszuschließen. Es geht vielmehr auch darum, ein natürlicheres Geschmackserlebnis zu haben. Tatsächlich kann durch das Vermeiden der "natürliche" Geschmackssinn wieder mehr geschult werden.
Der 80:20-Kompromiss
Gegen einen gelegentlichen Bruch der strengen Clean Eating-Regeln ist nichts einzuwenden, solange dabei das richtige Maß eingehalten wird.
Soweit, so gut. Aber ohne Frage ist diese Sensibilisierung für die Zusammensetzung von Lebensmittel, der bewusste Verzicht auf viele Produkte und die größere Bedeutung der Eigeninitiative, wenn es darum geht fertige Produkte durch selbstgemachte zu ersetzen, auf Dauer auch einmal anstrengend. Zumindest in der Umstellungsphase, wenn zum Teil langjährige Gewohnheiten gegen eine völlig neue Herangehens- und Ernährungsweise getauscht werden, mag sich mancher nach dem "einfachen" Weg zurücksehnen.
Die gute Nachricht ist, in der Clean Eating-Community ist es nicht unüblich, den Speiseplan nach der 80:20-Regel zu gestalten: Danach müssen 80 Prozent der verzehrten Lebensmittel den Ansprüchen der Clean Eating-Idee genügen, die übrigen 20 Prozent dürfen hingegen „ungesund“ sein. Im Grunde genommen handelt es sich dabei allerdings weniger um eine feste Regel als vielmehr um eine Art Richtschnur – und zwar für die Ernährung als solche und nicht unbedingt für den Tagesplan.
Immerhin geht es mit 80:20 vor allem darum, eine kleine Hintertüre offen zu lassen, falls die Lust auf etwas "Verbotenes" doch einmal zu groß wird. Anders als bei regelmäßigen Cheat Days, die dem All-you-can-eat-Prinzip für solche Produkte gleichkommen, die eigentlich Streichkandidaten sind, ist durch die selbstauferlegte Einschränkung mehr oder weniger sichergestellt, dass es zu keinem ausufernden Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln kommt. Ein kleines Bisschen ist daher erlaubt, sollte aber ein bestimmtes Maß nicht überschreiten.
Was wie ein Umgehen der strengen Regeln geht, hat einen psychologischen Hintergrund: Die gelegentlichen Belohnungen sollen dafür sorgen, dass der Spaß an der grundsätzlich gesunden Ernährung durch strikte Verbote nicht verloren geht. Je länger das Clean Eating allerdings konsequent beibehalten wird und je selbstverständlicher es wird, auf Alternativen zu Fertigprodukten zurückzugreifen, desto geringer wird das Bedürfnis ausfallen, wieder in alte Gewohnheiten zu verfallen. Die 80:20-Regel ist daher als Motivationshilfe zu verstehen, um den Übergang zu einer vollständig cleanen Ernährungsweise zu erleichtern.
Besonders bei getreidehaltigen und Milchprodukten greifen viele Verbraucher inzwischen zu Varianten ohne Gluten und Laktose – selbst wenn gar keine Unverträglichkeiten bestehen.
Was Clean Eating kann – und wo seine Grenzen liegen
Es wurden ja schon mehrere Vorteile aufgezählt, die sich durch "saubere" Lebensmittel ergeben. Zum Internethype ist Clean Eating aber nicht geworden, weil es sich vornehmlich mit einer ausgewogenen, gesunden Ernährung beschäftigt. Sicherlich kommt es dem Trend zu Gute, dass die Skepsis gegenüber der Lebensmittelindustrie in den vergangenen Jahren zusammen mit der bewussteren Auseinandersetzung, was wir eigentlich essen, gestiegen ist.
Zu wissen, woher die Dinge stammen, die letztlich auf den Tellern landen, ist auch wegen der immer weiteren Verbreitung von Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien ein zunehmend wichtiger Faktor. Seit einiger Zeit ist etwa das Getreideprotein Gluten durch zahlreiche Medienberichte in die Kritik geraten – obwohl der Stoff von den meisten Menschen gut vertragen wird. Umfassende Aufklärung ist deshalb ein wichtiger Punkt, um etwa die Vor- und Nachteile einer glutenfreien Ernährung für das persönliche Wohlbefinden abwägen zu können. In gewisser Weise zeigt sich anhand der steigenden Anzahl von Produkten ohne Gluten – oder ohne Laktose, um ein weiteres prominentes Beispiel zu nennen – nicht unbedingt nur die ebenfalls steigende Zahl der Betroffenen.
Vielmehr zeigt sich hier ein Phänomen, das in ganz ähnlicher Form auch im Zusammenhang mit dem Clean Eating auftritt: Die Hoffnung auf positive Effekte, die über die Medien verbreitet werden, ohne jedoch eine wissenschaftliche Grundlage vorweisen zu können.
Tatsächlich ist das einer der häufigsten Vorwürfe in Richtung des Clean Eating, dass nämlich nicht nachgewiesen werden kann, was vielerorts behauptet wird. Ein schwacher Trost dürfte dabei sein, dass das über viele Ernährungstrends gesagt werden kann, zudem besitzen die Ernährungswissenschaften eine gewisse Dynamik hinsichtlich ihrer Forschungsergebnisse: Was heute als richtig gilt, kann morgen schon wieder widerlegt sein. Allerdings stellt sich diese Problematik bei vielen Trends erst gar nicht.
Geschuldet ist das nicht zuletzt der Tatsache, dass die Verbreitung von Informationen rund um Clean Eating selten über fundierte Quellen funktioniert, sondern eher über soziale Medien. Deshalb sind es häufig Laien, die ihre persönlichen Erfahrungen und ihr privates Wissen weitergeben, oft genug verbunden mit einer Vermarktungsabsicht. So vielversprechend also der Ansatz der „sauberen“ Ernährung ist, so vorsichtig sollte mit ihm umgegangen werden – und sei es nur, um Enttäuschungen schon im Vorfeld zu vermeiden.
Zwischen Versprechen und Kritik |
Tatsächlich ist das einer der häufigsten Vorwürfe in Richtung des Clean Eating, dass nämlich nicht nachgewiesen werden kann, was vielerorts behauptet wird. Ein schwacher Trost dürfte dabei sein, dass das über viele Ernährungstrends gesagt werden kann, zudem besitzen die Ernährungswissenschaften eine gewisse Dynamik hinsichtlich ihrer Forschungsergebnisse: Was heute als richtig gilt, kann morgen schon wieder widerlegt sein. Allerdings stellt sich diese Problematik bei vielen Trends erst gar nicht. Geschuldet ist das nicht zuletzt der Tatsache, dass die Verbreitung von Informationen rund um Clean Eating selten über fundierte Quellen funktioniert, sondern eher über soziale Medien. Deshalb sind es häufig Laien, die ihre persönlichen Erfahrungen und ihr privates Wissen weitergeben, oft genug verbunden mit einer Vermarktungsabsicht. So vielversprechend also der Ansatz der "sauberen" Ernährung ist, so vorsichtig sollte mit ihm umgegangen werden – und sei es nur, um Enttäuschungen schon im Vorfeld zu vermeiden. |
Versprechen 1: Clean Eating macht schlank
Eine dieser Aussagen, die einerseits nicht wirklich falsch, andererseits aber auch nur mit Einschränkungen gültig sind. Ja, grundsätzlich hilft die Ernährungsumstellung natürlich dabei, etwa die vielfach unterschätzte Zuckerfalle zu umgehen. Aber: Das gilt nur solange, wie die „sauber“ zubereiteten Speisen nicht doch wieder auf andere Weise gesüßt werden. Die oben genannten Alternativen wie Apfeldicksaft oder Honig enthalten nämlich auch die Art Zucker, die für einen Gewichtsverlust eigentlich vermieden werden sollte.
Darüber hinaus muss man sich bewusst machen, dass eine Ernährungsumstellung alleine bestenfalls der erste Schritt ist, um schlanker zu werden. Das erfordert vielmehr eine grundlegendere Veränderung im Lebenswandel, die neben einer ausgewogeneren Ernährung eben auch – ganz klassisch – mehr Bewegung beinhalten sollte.
Tatsächlich ist das einer der häufigsten Vorwürfe in Richtung des Clean Eating, dass nämlich nicht nachgewiesen werden kann, was vielerorts behauptet wird. Ein schwacher Trost dürfte dabei sein, dass das über viele Ernährungstrends gesagt werden kann, zudem besitzen die Ernährungswissenschaften eine gewisse Dynamik hinsichtlich ihrer Forschungsergebnisse: Was heute als richtig gilt, kann morgen schon wieder widerlegt sein. Allerdings stellt sich diese Problematik bei vielen Trends erst gar nicht.
Der Gang auf die Waage wird für Clean Eater auch nur dann erfreulicher, wenn zur Ernährungsumstellung mehr Bewegung kommt.
Versprechen 2: Clean Eating ist gesünder
Ebenfalls grundsätzlich richtig, wenngleich die Aufnahme der Inhaltsstoffe von „unsauberen“ Produkten nicht zwangsläufig lebensbedrohlich ist. Umgekehrt besteht allerdings durchaus die Möglichkeit, sich durch Clean Eating in Schwierigkeiten zu bringen. Das hängt in erster Linie mit dem Prinzip als solchem zusammen: Die Kategorisierung der Lebensmittel in „gesund“ und „ungesund“ kann unter bestimmten Voraussetzung die Entwicklung von Orthorexie begünstigen.
Der Wunsch, sich nur noch gesund zu ernähren, nimmt dann krankhafte Ausmaße an, was neben Mangelerscheinungen auch Untergewicht zur Folge haben kann. Schon aus diesem Grund sind Auflockerungen wie das 80:20-Prinzip sinnvoll, um einer allzu strengen Reglementierung des Speisplans zu entgehen. Denn auch wenn der Ansatz von Clean Eating erst einmal nach einem Schwarz-Weiß-Prinzip klingt, so geht es dabei immer noch vornehmlich um Ausgewogenheit.
Versprechen 3: Clean Eating ist gut für die Umwelt
Auch in diesem Punkt fällt es zunächst schwer, zu widersprechen. Regionale und saisonale Produkte zu kaufen, ist schließlich einer der Grundpfeiler des nachhaltigen Konsums und, wie bereits erwähnt, zugleich fester Bestandteil des Clean Eating. Wer sich strikt an diese Vorgaben hält, muss daher keine Kritik fürchten. Allerdings sind verarbeitete Produkte ja nicht gänzlich vom Speiseplan der Clean Eater verbannt, noch dazu bedient man sich gelegentlich bei der veganen Küche, um gleichzeitig weg von tierischen und hin zu mehr pflanzlichen Zutaten zu kommen.
Im Grunde braucht es nicht einmal industriell verarbeitete Lebensmittel, denn schon der Griff zu den so beliebten Superfoods wie Quinoa und dergleichen untergräbt den Wunsch des nachhaltigeren Einkaufs: Von weit her importiert, oft mit Schadstoffen belastet, dabei in ihrer Wirkung umstritten oder zumindest kaum besser als einheimische Produkte, stehen die Super-Lebensmittel in deutlichem Widerspruch zur Clean Eating-Philosophie. Trotzdem gehören sie dazu. Wie wenig sinnvoll es ist, einem solchen Trend aufzusitzen, lässt sich auch am Beispiel Kokosöl nachvollziehen.
Das ist angeblich gut in allen Lebenslagen, nicht nur bei der Ernährung, allerdings gestaltet sich das in der Realität wohl durchaus anders.
Nicht ohne Widersprüche: Trotz der Prämisse, saisonal und regional einzukaufen, gehören exotische Superfoods häufig auf den cleanen Speiseplan.
Gesund essen mit gesundem Menschenverstand
Spricht das deswegen grundsätzlich gegen das Clean Eating als Versuch, sich bewusster, ausgewogener und insgesamt gesünder zu ernähren? Nein, tut es nicht. Als Clean Eater muss man allerdings in mehr als nur einer Richtung skeptisch sein, nicht nur gegenüber etwaigen Inhaltsstoffen, die es zu meiden gilt. Auch das Konzept selbst sollte hinterfragt werden, bevor es zur Doktrin wird. Gesund ist schließlich nicht unbedingt nur der Verzicht, sondern in erster Linie das rechte Maß. Clean Eating ist davon nicht ausgenommen.
Autor: red.