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Karfiolsuppe
Hobby-Koch
4 Sterne
Das wachsende ökologische Bewusstsein der österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten führte in den letzten Jahren zu einem starken Zuwachs an biologisch wirtschaftenden Betrieben. Zum Vergleich: Waren es im Jahr 1970 bundesweit gerade einmal 25 Pioniere, die ihre Landwirtschaft nach ökologischen Gesichtspunkte ausrichteten, wurden 2006 bereits über 20.000 Bio-Betriebe gezählt. Österreichs Bio-Bauern bewirtschaften somit ca. 13% der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche, das entspricht einer Biofläche von 361.817 Hektar.
Mit anderen Worten: Ca. jeder 11. Bauer ist in Österreich Biobauer, was europa-, aber auch weltweit vergleichsweise einen Rekord darstellt.
Keine Frage: Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage scheint ausgewogen. Bio boomt.
Und die Arbeitsweise der vormals als Außenseiter titulierten Bio-Bauern wird heutzutage eher kopiert als stigmatisiert. Aber wie bei jedem Trend spült auch die Öko-Strömung Mitläufer an Land, die allerdings nur mit dem Wort „Bio“ sympathisieren und nicht mit der dahinter steckenden Arbeit und Idee. Die Rede ist von Marketingstrategien, die auf irreführende Produktbezeichnungen abzielen, wobei den Konsumenten nur das Gefühl der erhofften Lebensmittelqualität vermitteln wird, nicht aber deren tatsächlicher Inhalt. Um zwei Beispiele zu nennen: So genannte glückliche Hühner, die bisweilen ihren Stall verlassen dürfen, sind noch lange keine Bio-Hühner. Ebenso wenig wie die Bezeichnung „unbehandelte Zitronen“ pestizidfreie Zitrusfrüchte garantiert.
Um derlei Irrtümer zu vermeiden, erscheint es sinnvoll, vorweg einen kurzen Überblick über die Grundprinzipien biologischer Wirtschaftsweise zu bieten.
Was versteht man unter biologischer Landwirtschaft?
Biologisches Wirtschaften stellt weitaus mehr dar als den Verzicht auf chemische Hilfsmittel. Übergeordnetes Ziel ist vielmehr, sämtliche der Natur innewohnende Kräfte zu berücksichtigen bzw. zu aktivieren, um auf lange Sicht ein ökologisch intaktes Kreislaufsystem zu schaffen.
Auf einen Nenner gebracht, lautet die Kurzformel:
• nachhaltiges Wirtschaften
• Schonung der Umwelt
• Anvisieren einer möglichst hohen Lebensmittelqualität
Ziele im Detail:
Wie bereits zuvor kurz angedeutet, geht es im biologischen Landbau nicht nur darum, umweltbelastende Produktionsmittel, wie Pestizide oder chemisch hergestellte Mineraldüngemittel, einfach wegzulassen oder durch erlaubte Hilfsmittel zu ersetzen. Im Vordergrund steht vielmehr die Idee eines ganzheitlichen Agrarsystems, wobei der landwirtschaftliche Betrieb als Organismus angesehen wird.
Um gleich vorweg ein Missverständnis aus der Welt zu räumen: Biologischausgerichtete Anbau- und Erntemethoden haben nichts mit steinzeitlichen Verfahren zu tun.
Im Laufe der letzten Jahre wurden moderne, den technisch-biologischen Fortschritt gezielt einsetzende Verfahren entwickelt, um den spezifischen Anforderungen gerecht zu werden. Denn: Auch im ökologischen Landbau ist ein möglichst hoher Ertrag und Gewinn Ziel der Bewirtschaftung. Ein Vorhaben, das im Unterschied zum konventionellen Landbau allerdings mit anderen Methoden verfolgt wird.
Hauptprinzip der diversen ökologisch ausgerichteten Formen des Landbaus ist das Wirtschaften in Kreisläufen, das auf der Erkenntnis basiert, dass der Stoffaustausch in natürlichen Systemen stets in zyklischer Abfolge stattfindet. In diesem Sinne begreift sich de Mensch als Teil dieser Systeme und stellt sich zur Aufgabe, sein Wirtschaften entsprechend anzupassen; mit anderen Worten: natürliche Regelmechanismen zu nutzen und zu forcieren.
Die Erhaltung bzw. Förderung der Bodenfruchtbarkeit spielt in diesem Kontext eine ganz wesentliche Rolle. Wobei, dieser Auffassung zufolge, der Boden nicht auf ei Nährstoff austauschendes Substrat reduziert wird, sondern - analog zur prinzipiellen Bio-Philosophie - als System verstanden wird, in welchem im wahrsten Sinne des Wortes ein Stoffwechsel stattfindet.
Maßnahmen zur Optimierung der Bodenfruchtbarkeit: Bodenfruchtbarkeit basiert im Wesentlichen auf einer hohen biologischen Aktivität. Um diese zu erzielen, wird auf schonende Bodenbearbeitung sowie auf eine vielseitige Fruchtfolge gesetzt.
Gezielte Humuswirtschaft: Langfristig betrachtet, muss die Zufuhr organischer Substanz mindestens die Abbauverluste decken.
Demzufolge gilt die Düngung im ökologischen Landbau in erster Linie der Nährstoffversorgung des Bodenlebens und somit ebenfalls der Erhaltung bzw. Förderung der Bodenfruchtbarkeit.
Die Qualität des Bodens stellt die Basis für eine ausgewogene Ernährung der Nutzpflanen dar und zeichnet in weiterer Folge für Robustheit, Gesundheit und Qualität des Erntegutes verantwortlich. Im Unterschied zum konventionellen Landbau wird bewusst darauf verzichtet, einseitig ausgerichtete Maximalerträge pro Anbaufläche zu erzielen. Im Vordergrund steht eine optimale, den Standortbedingungen angepasste Gesamtleistung des Betriebes. Also eben jene anvisierte optimale Abstimmung von Boden, Pflanze, Tier und Mensch, die im Bestfall einen in sich geschlossenen Nährstoffkreislauf evoziert und den Betrieb zu einem harmonischen Organismus wachsen lässt.
Zum Thema Düngung: Im Bio-Landbau hat Stickstoffdüngung ausschließlich mit organischen Düngern zu erfolgen. Weiters gilt es zu beachten, dass mineralische Ergänzungsdüngung in einer Form einzubringen ist, bei der die Nährstoffe nicht direkt für die Pflanze verfügbar sind, das heißt, sie müssen organisch gebunden und dürfen nicht wasserlöslich sein.
Um giftige Stoffwechselprodukte durch Fäulnis zu vermeiden, sollten organische Stoffe grundsätzlich nur oberflächlich in den Boden eingearbeitet werden. Die Verwendung von chemisch-synthetischen Stickstoffdüngern und leicht löslichen Phosphaten ist untersagt.
Autor: Christine Dobretsberger