Süßes Brauchtum

Allerheiligen & Allerseelen: Gebäck & Traditionen

Allerheiligenstriezel kennen und lieben wir alle! Viele von uns schätzen und leben bis heute altehrwürdige Traditionen, wie den sogenannten "Godntag". Wussten Sie aber, dass es im Zusammenhang mit Allerheiligen & Allerseelen noch viele, viele weitere Gebildebrote und Brauchtümer gibt - und das bis weit über die Grenzen Österreichs hinaus? Von Mexiko bis Dänemark, Italien und Böhmen: Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise!

Allerheiligen
Vom "Godntag" bis zum "Striezelpaschen": Rund um Allerheiligen und den dazugehörigen Striezel hegen und pflegen wir Österreicher schon seit langer Zeit liebevoll zahlreiche Bräuche und Traditionen, welche sich von Bundesland zu Bundesland, manchmal sogar von Dorf zu Dorf, unterscheiden; jede einzelne für sich etwas Besonderes. Kurz: Der Allerheiligenstriezel ist eines unserer liebsten Brauchtumsgebäcke! Allerdings gibt es auch in vielen anderen Ländern "süße Bräuche" rund um Allerheiligen! Hier die Beispiele Mexiko und Italien:

  • In Mexiko wird der "día de muertos" zwischen 31. Oktober und 2. November als großes, fröhliches, kunterbuntes Volksfest gefeiert. Kulinarisch im Mittelpunkt stehen dabei das bekannte "pan de muerto", ein runder Germteiglaib, verziert mit Strängen, welche die Gebeine der Toten darstellen sollen, sowie die "calaveras de dulce", kleine Zuckerfigürchen in Form von Totenschädeln.
  • Auch in Italien werden anlässlich des "festa dei morti" verschiedene "dolci dei morti" zubereitet, um die wiederkehrenden Seelen der Verstorbenen willkommen zu heißen. So ist dies in der Lombardei beispielsweise das sogenannte "pan dei morti": Dunkles, sehr aromatisches, süßes Gebäck aus Eiklar, Kakao, zerbröselten Keksen, Trockenfrüchten und Gewürzen. In Umbrien wiederum tischt man zu dieser Zeit "stinchetti" auf: Kleine, oberschenkelknochenförmige, süße Mandelbäckereien.

Italienische Mandelbäckerei & mexikanische Zuckerfigürchen: Allerheiligen ist nicht nur bei uns eine süße Angelegenheit...

Allerseelen
Allerheiligen und der dazugehörige Allerheiligenstriezel sind hierzulande bestens bekannt – auch Eindrücke davon, wie man andernorts das Allerheiligenfest begeht, durften wir nun bekommen. Was allerdings die wenigsten von uns heutzutage noch wissen: Auch im Zusammenhang mit "Tag 2", Allerseelen, ist eine Vielzahl unterschiedlicher Brauchtümer und Gebildebrote dokumentiert. Freilich muss an dieser Stelle zunächst festgehalten werden, dass sämtliche Bräuche und Traditionen rund um Allerheiligen und Allerseelen teilweise stark "verschwimmen", sprich nicht klar trennbar sind: Traditionell wurde Allerheiligengebäck nämlich meist am Allerheiligenabend gegessen, die Reste beließ man bei Tisch, damit die „armen Seelen“ sich stärken konnten. Tags darauf, zu Allerseelen, wurde das übrige Gebäck schließlich an Mittellose und Bedürftige verteilt, weswegen die Abgrenzung zwischen "Allerheiligen-" und "Allerseelengebäck" oftmals nicht ganz klar ist. Nichtsdestotrotz wird bei näherer Betrachtung deutlich, dass, speziell aus längst vergangenen Jahrzehten, tatsächlich einige Gebildebrote und Bräuche belegt sind, welche dezidiert mit Allerseelen in Verbindung gebracht werden. Hier nur ein kleiner Auszug verschiedenster Allerseelengebäcke und damit zusammenhängender Brauchtümer:

  • Allerseelenzöpfe
    Werden, wie der eng verwandte Allerheiligenstriezel, aus Germteig zubereitet, unterscheiden sich im Erscheinungsbild aber wesentlich: Der Allerseelenzopf wird ausschließlich an den Enden eingeflochten, in der Mitte laufen die Teigstränge parallel.
  • Allerseelenkuchen
    In Böhmen und Mähren war das Backen von "Allerseelenkuchen", sogenannten "Dušky" ("Böhmischen" oder "Prager Seelchen"), üblich. Dabei handelte es sich meist um einfaches, in Fett ausgebackenes, vereinzelt sogar mit Mohn und Powidl gefülltes Kleingebäck, welches am Allerseelentag an die Armen verteilt wurde.

Allerseelengebäck Rezeptichkoche.at/Blanka Kefer

  • Hirse, Grieß & Co.
    In manchen Gegenden Europas wurde am Allerseelentag früher Hirsebrei gegessen, da man annahm, die Anzahl an verzehrten Körnern entscheide über die Anzahl an Seelen, welche aus dem Fegefeuer befreit würden. Mancherorts blieb dieser Brauch in Form köstlicher Grießspeisen bis heute erhalten - die Allerseelenspeise erinnert an diese alte Tradition.

  • In Hallein legte man an Allerseelen "Seelenbretzeln" auf die Gräber.
  • In Dänemark wurden zum Allerseelentag Zeilen kleiner, besonders leicht abteilbarer Weizenbrötchen gebacken.
  • In Bayern wurden sogenannte "Seelen" - ursprünglich Allerseelenbrot - gebacken: Süßes Germgebäck in Form eines Oberschenkelknochens. Die "Seelen" legte man mit etwas Wein auf die Gräber, um die "armen Seelen" zu bewirten. Mittlerweile ist das Gebäck vielerorts allerdings bereits das ganze Jahr über erhältlich.

"Krapfenschnaggeln" in Tirol
Im Laufe der Zeit haben sich - genau wie um Allerheiligen - auch rund um den Allerseelentag und dem dazugehörigen Brauchtumsgebäck viele verschiedene Brauchtümer und damit auch Varianten gemeinsamer Bettelzüge, bzw. „Heischebräuche“, entwickelt - und das nicht nur im im gesamten bayerisch-österreichischen Alpenraum, sondern auch in vielen anderen Ländern. Ein sehr spezieller Brauch ist vor allem aus dem Raum Tirol bekannt: Das sogenannte "Krapfenschnaggeln". Kostümierte Grüppchen ziehen dabei mit sogenanntem "Schnappvieh" (Tierköpfe aus Holz mit beweglichem, klappernden Kiefer) von Haus zu Haus, um um Gaben - Striezel, Krapfen und anderes Gebäck - zu bitten. Zwar kann Tirol hierbei den historisch wohl umfangreichsten Variantenreichtum aufweisen (u.a. auch "Allerseelenmugelen" in Wattens), keinesfalls lässt sich dieser Brauch aber ausschließlich auf dieses Bundesland eingrenzen, war er in unterschiedlichen Austragungsvarianten und Bezeichnungen doch einst im gesamten bayerischen und österreichischen Alpenraum verbreitet. Auch wurde (und wird!) er mancherorts die ganze Seelenwoche (30.10. – 08.11.) hindurch begangen, nicht nur am Allerseelentag selbst.

Autor: Maria Lutz / ichkoche.at

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5 Kommentare „Allerheiligen & Allerseelen: Gebäck & Traditionen“

  1. MIG
    MIG — 26.7.2021 um 23:46 Uhr

    Seelen stammen aus der schwäbischen Küche

  2. apple3
    apple3 — 26.12.2019 um 14:27 Uhr

    gibt es vielleicht irgendwo ein Rezept für die beschriebenen bayrischen Seelen? ich kenn die nämlich nur pikant - würde mich daher interessieren! danke und lg

    • Nina Dusek
      Nina Dusek — 27.12.2019 um 12:08 Uhr

      Liebe apple3! Wenn Sie auf den Link "Seelen" (rot) klicken, kommen Sie zu einem ähnlichen Rezept. Kulinarische Grüße aus der Redaktion

    • apple3
      apple3 — 27.12.2019 um 13:32 Uhr

      Dankeschön! ich wäre aber auf der suche nach einem Rezept für die beschriebenen (süßen) Seelen. das verlinkte Rezept hatte ich eh gesehen, das ist aber pikant...

  3. solo
    solo — 1.11.2018 um 10:02 Uhr

    Danke für diesen informativen Artikel. Liebe Grüße Solo

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